Dörthes perfektes Dinner


Endlich geht es weiter! Vier Freundinnen, vier Abende, vier Menüs, keine Fernsehübertragung. Kaviarkanone begleitet die Damen bei ihrer Perfekten-Dinner-Reihe. Dörthe ist die dritte Köchin. Sie kocht ein brasilianisches Menü. Caipirinha-Time? Oh yes, Baby! Auf, auf in die dritte Runde!

Dörthes Menü
Menu do Brasil

Dörthe ist unsere Weltenbummlerin im Bunde. Mit 15 zog sie für anderthalb Jahre mit ihrer Familie nach São Paulo. Während sie und ihr Bruder zur Schule gingen, fuchste sich Mama Astrid in die brasilianische Küche rein. Und seither sind die vier Fans, das hat sich auch 12 Jahre später nicht geändert. Die gute Dörthe hat mittlerweile die halbe Erde bereist und ist momentan öfter in China anzutreffen, wo ihre Eltern aktuell leben. Daher rätselten wir drei Gäste: Was wird sie wohl kochen? Sie ist ehemalige, aber langjährige Pescetarierin („Als Kind habe ich nie Wurst und Fleisch gemocht, mittlerweile esse ich gutes Fleisch, aber Mettbrötchen sorgen bei mir immer noch für kalte Schauer auf dem Rücken“). Deswegen hätten wir uns ein fleischloses Menü vorstellen können, Tipps gingen aber doch eher in Richtung China.

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Zutaten und Rezepte liegen bereit: mise en place par excellence.

Aber nein, wir hatten uns geirrt: Dörthe begrüßte uns Gäste bei sonnigem Wetter (das Dinner fand schon im Sommer statt) mit dem Nationalgetränk der Brasilianer: unfassbar guten (Maracuja-)Caipis und Palmherzen-Pizza als Amuse-Gueule. Denn der Brasilianer als solcher ist ein ausgesprochener Pizza-Rodizio-Fan und Palmherzen kommen in so manches brasilianische Gericht, sagt Dörthe. Die Minipizzen verfeinert sie mit Hähnchenfleisch und Erdbeeren, weil es hübsch aussieht. Sie verriet uns, dass sie lange über ihr Menü nachgedacht hatte und gern einen Mottoabend machen wollte. Da sie auch in Spanien eine Zeit gelebt hat, schwankte sie zwischen China und Spanien, letztlich wurde es aber Brasilien und wir freuten uns, mal etwas völlig anderes zu essen. Palmherzenpizzen zum Beispiel.

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Die perfekte Deko für die Drinks, Dörthe achtet auf jedes Detail

Dörthe hat schon immer gern gekocht. Als Kind kochte sie ab und an beispielsweise mit der ganzen Familie. Familienkochtage, an denen nicht nur Spaghetti, sondern ganze Menüs auf dem Programm standen.

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Amuse-Gueule hat allen sehr gut geschmeckt. Und diese Palmherzen. Mjam.

Es folgten lange Telefonkonferenzen mit dem Profi (Mama), die ihr das heilige Rezeptbuch zukommen ließ. Das Rezeptbuch bekam die Familie von Freunden zum Abschied, als es 2002 nach Brasilien ging: Das Buch war gefülllt mit brasilianischen Rezepten, die es bei der Überraschungsparty für die Familie kurz vorm Abflug gab. Mama Astrid hat das Buch dann in Brasilien fleißig weitergeführt und Dörthe stellte daraus nun ihr brasilianisches Menü zusammen.

Das fleißig gefüllte Rezeptbuch. Möge es niemals abhanden kommen.
Das fleißig gefüllte Rezeptbuch. Möge es niemals abhanden kommen.

Während wir andächtig an unseren Maracuja-Caipirinhas nippten und langsam angetüdelt wurden (kann man eigentlich auch antüdelten sagen?), wagten wir schon mal einen Blick auf das Menü. Als Vorspeise Avocadoterrine. Dörthes Kommentar dazu: „Avocado gibt es immer und überall. Mango und Meeresfrüchte auch, diese Terrine vereint alles, deswegen gibt es dazu eine Mango-Garnelen-Salsa.“ Als Hauptspeise servierte Dörthe uns Moqueca, ebenfalls ein sehr bekanntes Gericht in Brasilien, von dem wir drei Dorfmädchen-Gäste noch nie gehört hatten. Das Gericht kommt aus Bahia und ist ein sehr spezielles Gericht, das Mama Astrid immer zu besonderen Anlässen gemacht hat – wir fühlten uns geehrt, es im Zuge der perfekten Dinner Reihe probieren zu dürfen. Zum krönenden Abschluss dann ein Dreierlei Cremes mit typisch brasilianischen Zutaten (Papaya und Cassis, Maracuja und Dulce de Leche). Ihr ahnt es: Wir Gäste haben uns später aus Dörthes Wohnung im Westlichen Ringgegbiet rausgekugelt. Getrunken haben wir nach den Caipis übrigens Wein. „Ist zwar nicht typisch, aber lecker“, meinte Dörthe und wir meinen das auch.

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Da lugt das Namensschildchen schon vor: Selda ist auch bald dran.

Dörthes perfektes Dinner: Amuse-Gueule

Minipizzen mit Hähnchen, Palmito und Erdbeeren

Zutaten für vier Personen:
150 g Mehl
1 Tl Salz
ein bisschen Zucker
ein halbes Paket Trockenhefe
90 ml Wasser
1 EL Öl
ein bisschen Hähnchenfleisch
eine Dose Palmherzen
ein bisschen Tomatensoße
ein paar Erdbeeren
etwas Käse

Den Ofen auf 250 Grad Ober/Unterhitze aufheizen. Aus den Zutaten einen Pizzateig kneten und in kleine Pizzen formen. Hähnchenfleisch kochen und kleinrupfen. Die Palmherzen und die Erdbeeren kleinschneiden. Dann die Pizzen mit Tomatensoße bestreichen, etwas Käse draufstreuen, dann mit den Palmherzen, Erdbeeren und Hähnchen belegen und ab in den Ofen, bis alles schön braun ist. Kalt servieren.

Caipirinha de Maracujá

2 Maracujas, weißer Rohrzucker, Cachaça, Eiswürfel, 2 Limetten. Den Caipirinha wie gewohnt zubereiten und das Fleisch von frischen Maracujas dazugeben. Fertig.

Avocadoterrine

Zutaten für vier Personen:
4 Blätter weiße Gelatine
1 kleine Knoblauchzehe
60 g Schalotten
2 El Olivenöl
80 ml trockener Wermut, (z. B. Noilly Prat)
2 Avocados, (à 240 g)
3 El Zitronensaft
5 Stiele Zitronenmelisse
175 g Frischkäse
1/2 Tl gemahlene Koriandersaat
Salz, Pfeffer

Mango-Garnelen-Salsa

Zutaten für vier Personen:
1 kleine Mango genommen
8 Riesengarnelenschwänze (ohne Schale)
6 El Olivenöl
1 weiße Zwiebel, (ca. 60 g)
1 gelbe Paprikaschote
1 Bund Koriandergrün
5 El Limettensaft
Fleur de sel
Chiliflocken

Für die Avocadoterrine Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Knoblauch und Schalotten fein würfeln. Olivenöl erhitzen, Knoblauch und Schalotten darin glasig dünsten. Mit Wermut ablöschen und bei mittlerer Hitze auf ein Viertel einkochen lassen. Beiseitestellen. Avocados längs halbieren, entkernen, das Fruchtfleisch mit einem Esslöffel herauslösen, in einen Mixer geben und mit Zitronensaft beträufeln. Zitronenmelisseblätter abzupfen, grob schneiden und zugeben. Frischkäse und Wermut-Schalotten zugeben. Alles fein pürieren und mit Koriander, Salz und Pfeffer würzen. Tropfnasse Gelatine in einem kleinen Topf erwärmen, bis sie aufgelöst ist. Gelatine unter die Avocado-Frischkäse-Masse mixen. In 4 kleine Förmchen (à 150 ml Inhalt) füllen. Mit Klarsichtfolie abdecken und mindestens 5 Stunden (am besten über Nacht) kalt stellen.
Für die Garnelen-Salsa den Granatapfel quer halbieren und entkernen: den Granatapfel mit der Schnittfläche nach unten über eine Schüssel halten, mit einem Holzlöffel rundum auf die Schale schlagen, sodass sich die Kerne lösen. Granatapfelkerne auffangen, mit Klarsichtfolie abdecken und kalt stellen. Garnelen längs halbieren und den Darm (schwarzer Faden) entfernen. Garnelen in ca. 1 cm große Stücke schneiden. 2 El Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Garnelen darin bei starker Hitze 1 Minute braten, sofort in eine Schale geben und abkühlen lassen. Zwiebel in feine Würfel schneiden. Paprika putzen, längs halbieren und in feine Würfel schneiden. Korianderblätter von den Stielen zupfen und grob schneiden. Mit Zwiebeln und Paprika, Limettensaft, restlichem Olivenöl und der Hälfte der Granatapfelkerne (restliche Kerne für das Dessert kalt stellen) zu den Garnelen geben und vorsichtig mischen. Mit Fleur de sel und Chili würzen. Kalt stellen.

Die Vorspeise. Ein Traum. Sehr erfrischend.
Die Vorspeise. Ein Traum. Sehr erfrischend.

Sorbet mit Prosecco

Als Zwischengang überraschte uns Dörthe mit einem frischen Limettensorbet auf Prosecco. Dafür hat sie eine Ananas klein geschnitten, ein paar Stunden eingefroren und mit etwas Minze und Puderzucker und einem guten Schuss Rum im Thermomix gemixt und mit Prosecco aufgegossen. Voilà.

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Perfekt für den Sommer.

Moqueca de Peixe mit Reis, Süßkartoffeln und Zuckerschoten

Zutaten für vier Personen:
ein Beutel TK-Meeresfrüchte
1 kg Talapia und Rotbarsch
3 Knoblauch
2 Zwiebeln
3 große Tomaten
1 Dose Kokosmilch
eine halbe Tasse Palmöl
ein halbes Bund Koriander und gemischte Kräuter
Zitronensaft
Süßkartoffeln
Zuckerschoten aus dem Dampfgarer
Quellreis

Fisch waschen, trocken tupfen und in mundgerechte Stücke schneiden. Fischstücke in einen großen, flachen Topf mit Deckel legen und mit Zitronensaft beträufeln. Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und Kräuter klein hacken und mit Salz und Pfeffer würzen. Die Gewürzpaste auf den Fisch streichen und im Kühlschrank mindestens ein bis zwei Stunden ziehen lassen. Kokosmilch mit zwei Tassen Wasser vermengen und zusammen mit dem flüssigen Palmöl über den Fisch geben. Den geschlossenen Topf in den Backofen schieben und bei 200 Grad etwa 1,5 Stunden garen. Die Meeresfrüchte in einer Pfanne anbraten und etwa 20 Minuten vor Garzeitende zum Fischtopf geben. Dazu schmeckt Reis, Süßkartoffeln und Zuckerschoten oder Baguette. Dörthe hat Zuckerschoten und Süßkartoffeln im Dampfgarer gegart und mit Reis dazu serviert.

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Moqueca mit Zuckerschoten, Süßkartoffeln und Reis. Ein Gedicht.

Dreierlei brasilianische Cremes

Zutaten für vier Creme de Maracujá
5-6 Maracuja
eine Packung Maracuja-Saft
1 Dose Milchmädchen
1 kl Becher Magerquark

 

Fruchtfleisch mit einem halben Glas Wasser im Mixer pürieren und durch ein Sieb streichen, 400 ml Saft und alles andere im Mixer vermengen, in hübsche Gläser oder Schalen füllen und kalt stellen.

Zutaten für vier Creme de Papaya mit Cassislikör
Papaya
ein bisschen Vanilleeis
ein bisschen Cassislikör

 

Papaya würfeln und kurz im Eisfach kalt legen, Papaya und etwas Vanilleeis in den Mixer geben, vermengen. Mit einem Schuss Cassis anrichten. 

Zutaten für vier Creme de abacate e limão
1 Avocado
30g Puderzucker
1 El Orangensaft
1 El brauner Rum
75 g Vollmilch Joghurt
100ml Schlagsahne
½ Paket Sahnesteif
Saft von 1,5 Limette

Limetten auspressen und 4 El Saft abmessen, Avocados schälen und klein schneiden. Mit Puderzucker, Limette- und Orangensaft fein pürieren. Rum und Joghurt unterrühren. Sahne mit Sahnesteif steif schlagen und unterziehen. Abfüllen und Kalt stellen!

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Da wartete das Dessert schon auf uns.
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Die drei Cremes in der Reihenfolge:

Terminado. Fertig. Die Gäste durften eintauchen in die Welt der brasilianischen Küche und wir fanden: Schön hier, gerne wieder. Leichte Küche, frische Aromen, das gefällt. Wir sind pappsatt nach den dreieinhalb Gängen mit sagenhaften drei Nachspeisencremes und Unmengen an Wein und vielleicht noch einem weiteren Caipirinha. Dörthe ist zufrieden mit dem Ergebnis und sicher auch stolz, dass das schöne Rezeptbuch mal wieder zum Einsatz kam.


Eine Antwort zu “Dörthes perfektes Dinner”

  1. Hallo ihr Lieben,
    Als ich eben Dörthes Perfektes Dinner gelesen habe, kamen unsere gesamten brasilianischen Erinnerungen wieder zurück. Lisa, vielen Dank dafür! Sowie ich aus China zurück bin, werde ich auch wieder einmal brasilianisch kochen.
    Liebe Grüße
    Mama Astrid

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